Das Projekt
Der Sammler
Dr.-Ing. E. h. Georg Schäfer (1896-1975) trat 1919 in das väterliche Unternehmen ein. Sein Vater, der Schlosser- und Kunstschmiedemeister sowie spätere Geheimrat Georg Schäfer (1861-1925), hatte 1909 Friedrich Fischers Erste Automatische Gußstahlkugel-Fabrik übernommen. Mit der zunehmenden Motorisierung ab den dreißiger Jahren wurde das Unternehmen mit seiner Wälzlagerproduktion zu einer rasch expandierenden Schlüsselindustrie. 1936 konnte bereits ein erstes ausländisches Zweigwerk in Wolverhampton, England, eröffnet werden. Nach der Zerstörung dieser kriegswichtigen Industrie im Zweiten Weltkrieg und der vollständigen Demontage baute Georg Schäfer seine Firma neu auf und konnte in den fünfziger Jahren Zweigwerke in Kanada, den USA und Brasilien errichten. Das Unternehmen wurde so zu einem der Träger des Wirtschaftswunders dieser Jahre.
Georg Schäfer wurde mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, dem Bayerischen Verdienstorden und dem Ehrendoktor der Technischen Universität München ausgezeichnet. Die Universitäten Erlangen, München und Würzburg beriefen ihn zum Ehrensenator. Seit 1952 war er Ehrenbürger der Stadt Schweinfurt.
Von seinem Vater hatte Georg Schäfer Gemälde der Münchner Schule geerbt. Sie bildeten die Basis seiner eigenen Sammelleidenschaft. Ab etwa 1950 entwickelte sich daraus die weltberühmte, schnell wachsende Sammlung Georg Schäfer. Sie wurde erstmals 1966 im Germanischen Nationalmuseum der Öffentlichkeit vorgestellt. Seither waren immer wieder einzelne Aspekte oder Künstler der Sammlung in Ausstellungen zu sehen. Teile der Sammlung waren längerfristig im Germanischen Nationalmuseum (1977-1991), in den Städtischen Sammlungen, Schweinfurt, (1984-1994) und in der Neuen Pinakothek München (1982-2000) ausgestellt.
Georg Schäfer konzentrierte sich auf die deutsche Kunst - vor allem des 19. Jahrhunderts - zu einer Zeit, da der Kunstmarkt und die kunsthistorische Forschung diesen Bereich kaum zur Kenntnis nahmen. So gelang es ihm, eine einmalige Sammlung zusammenzutragen, die zur Neubewertung dieser Kunst seit den 1970er Jahren maßgeblich beitrug.
Weiterführende Literatur:
Erich Schneider, »Georg Schäfer (1896-1975)«, in: Fränkische Lebensbilder Bd. 17, hrsg. von Alfred Wendhorst, Würzburg: Kommissionsverlag Degener & Co. 1998
Peter Sager, »Georg und Otto Schäfer«, in: ders., Die Besessenen. Begegnungen mit Kunstsammlern zwischen Aachen und Tokio, Köln: DuMont 1982, S. 276-299
Die Stiftung
Georg Schäfer hatte bereits darüber nachgedacht, ein Museum für seine Sammlung zu schaffen. Der Plan, einen Museumsbau von Mies van der Rohe in Schweinfurt zu errichten, konnte 1964 nicht verwirklicht werden. Nach seinem Tod betreuten seine Erben die Sammlung weiter und ermöglichten gemeinsam mit dem wissenschaftlichen Kuratorium zahlreiche Ausstellungen. Anfang der 1990er Jahre entstanden Entwürfe von Alexander von Branca für ein Museum in den historischen Gebäuden des Ebracher Hofes - gegenüber dem heutigen Museum.
Das Grundstück hinter dem neuen Rathaus, auf dem in dieser Zeit ein Erweiterungsbau der Stadtverwaltung mit Wohnungen und Läden im Bau war, erwies sich als geeigneter, weil dieser Erweiterungsbau nicht zu Ende gebaut werden konnte. Nachdem dieses mit einer Tiefgarage bebaute Gelände zur Verfügung stand und der Freistaat Bayern am 23. Mai 1996 Mittel aus Privatisierungserlösen bereitstellen konnte, überführten die Erben den zentralen Teil der Sammlung in eine Stiftung, die am 29. Dezember 1997 rechtsfähig wurde und deren Bestand die Grundlage des Museums Georg Schäfer bildet.
Betreiber des Museums ist die Stadt.
Da sich die Stiftung auch an den laufenden Betriebskosten beteiligt, wurden mit zwei Auktionen - bei Neumeister in München und durch Christie's in Düsseldorf - eine Basis für diesen Beitrag geschaffen.
Ziel der Stiftung ist es, die Wirkungskraft und Selbständigkeit des Museums zu erhalten beziehungsweise zu stärken und die Verdienste des Sammlers nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
(Das Museum Otto Schäfer in Schweinfurt wurde 1991 als Bibliothek Otto Schäfer eröffnet und ist eine eigenständige Einrichtung.)
Literatur
Sonderauktion im Auftrag und zu Gunsten der Sammlung-Dr.-Georg-Schäfer-Stiftung, Schweinfurt, Auktionskatalog 27. Februar 1999, München: Neumeister 1999
Gemäldeauktion Dr.-Georg-Schäfer-Stiftung, Auktionskatalog 31. Januar 2000, Düsseldorf: Christie's 2000
Die Stadt und der Freistaat
Dank des Einsatzes von Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser gelang es, dass der Freistaat Bayern 1996 Mittel aus Privatisierungserlösen für den Bau eines Museums für die Sammlung Georg Schäfer zur Verfügung stellte. Die Stadt Schweinfurt stellte ihrerseits ein geeignetes Grundstück am südlichen Eingang zur Innenstadt, unmittelbar hinter dem Rathaus, zur Verfügung. Die Stadt Schweinfurt ist Bauherr und Betreiber des Museums. Das Gebäude selbst bleibt Eigentum des Freistaates Bayern.
Der Einsatz aller Beteiligten ermöglichte es, die Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Carl Spitzweg: Der strickende Wachtposten, um 1855